Leitbild und Grundverständnis
Kinder sind Akteure ihrer eigenen Entwicklung.
Unsere tägliche Arbeit wird bestimmt vom Bild des „selbst-tätigen“ Kindes, dass Fantasien und Ideen in Arbeitsaufgaben umsetzt, die nicht von Erwachsenen entwickelt sind.
Akteur sein heißt aktiv sein, Initiative ergreifen, Einfluss nehmen. Daraus ergibt sich, dass nur das Kind selbst entscheiden kann, ob und wie es sich entwickelt.
In unserer Einrichtung können die Kinder ihre Entwicklungsprozesse selbst gestalten und mit beobachten. Sie bedürfen jedoch einer Umgebung, die ihnen Anregungen und Herausforderungen im Sinne des Experimentierens und Entdeckens gibt. Kinder unterscheiden sich voneinander und haben ihre jeweils individuelle Art, sich ihre Welt lernend zu erschließen. Um etwas zu lernen, müssen sie daher auch jeweils unterschiedliche Erfahrungen machen.
Kinder eignen sich die Welt im Spiel an und nehmen die Welt mit allen Sinnen auf. Sinn von Werten und Normen erschließt sich den Kindern vor allem im täglichen Zusammenleben.
Projekte entwickeln sich aus den Interessen der Kinder, welche wiederum eng mit der individuellen Lebenssituation verknüpft sind. Aber auch Themen und Erfahrungsbereiche, die uns als Erzieherin wichtig sind, werden an die Kinder herangetragen und bieten Lernanlass für die Kinder.
Kinder lernen voneinander und bilden sich in dem ihm eigenen Lerntempo.
Ziel unserer Arbeit ist demnach, dass wir den Kindern viele verschiedene Möglichkeiten bieten, eigenständige Entscheidungen zu treffen, auch in Bezug darauf, wie, wo und mit wem sie in Kontakt treten wollen.
Daher geben wir den Kindern bewusst die Möglichkeit, unbeobachtet zu spielen, d.h. das einige Räume unserer Einrichtung, wie die Nebenräume, die Turnhalle und der Flur nicht ständig von Erwachsenen betreut sind.
Auch im Außenbereich dürfen sich Kinder, sofern eine Vertrauensbasis geschaffen wurde, unbeobachtet aufhalten.
Der Erzieher ist Gestalter, Beobachter, Dialogpartner und Impulsgeber
Das bedeutet, Abschied nehmen von dem Versuch, stets und alles für die Kinder regeln zu wollen, von Konflikten bis zur so genannten „Beschäftigung“. Vielmehr bedeutet es, freies Spiel zu ermöglichen, in dem die Kinder spielen können, was, mit wem und so lange sie wollen.
Das Leben ist Aktivität und Ruhe; wenn Ruhe zu kurz kommt, führt es spätestens in der Schule zu Konzentrationsschwächen und Lernhemmungen. Kinder sind nicht nur dann beschäftigt, wenn wir aktives Tun beobachten, sondern auch, wenn sie beobachten, genießen und kennen lernen.
Kinder entwickeln sich hauptsächlich über Wahrnehmung und Bewegung, d.h. dass sie sich durch aktives Handeln mit der sie umgebenden Welt vertraut machen. Kinder wollen die Welt begreifen, riechen, schmecken, verarbeiten. Sie wollen verändern und dadurch etwas bewirken.
In unserer Einrichtung hat diese Sichtweise zur Folge, dass nicht ständig angeleitete, vom Erzieher vorbereitete Aktionen stattfinden. Obwohl wir in verschiedenen Räumen und durch wechselnde Angebote vielfältige Aktivitäten anbieten, dienen diese nicht dazu, bestimmte Fähigkeiten zu erlernen, sondern sie bieten den Kindern die Möglichkeit, viele Dinge auszuprobieren.
Die Kinder bringen nicht täglich ein „Produkt“, egal welcher Form, mit nach Hause und haben oft „nur“ gespielt, miteinander kommuniziert, sich gestritten und wieder vertragen, neue Kinder kennen gelernt, miteinander gegessen oder beobachtet.
Pädagogisch würde man es so ausdrücken: sie waren Teil des Miteinanders und konnten soziale, emotionale, motorische und kognitive Fertigkeiten und Fähigkeiten entwickeln und vertiefen.
Der Erzieher in unserer Einrichtung ist als Fachmann für die pädagogische Arbeit mit Kindern im Vorschulalter zu sehen, der die Kinder beobachtet, daraus ihren Interessen-, Entwicklungs-, Fähigkeits- und Fertigkeitsstand erkennt und dementsprechend reagiert. Reaktionen sind: den Kindern Anstöße, Anreize zu geben, Lösungen anzubieten, Akzente setzen, Projekte auf Interessenlage der Kinder basierend zu entwickeln, begleitend und unterstützend zu wirken, Partner und Zuhörer zu sein, Eltern bei Bedarf zu informieren.
Wie wird mein Kind im Kindergarten angemessen auf die Schule vorbereitet?
Wir wissen, dass sich viele Eltern diese Frage stellen. Jedes Mal, wenn Aktionen und Angebote im Kindergarten eingefordert werden, stehen dahinter sicherlich Bedenken. Bedenken, dass das eigene Kind nicht alles in der Schule leisten kann, wenn es im Kindergarten nicht entsprechend vorbereitet wird.
Wird mein Kind darauf vorbereitet, still zu sitzen, sich zu konzentrieren, sich anzupassen, den Stift zu halten, mit der Schere umzugehen…?
Natürlich wird sich Schule auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder stützen, die sie mitbringen, gemäß dem pädagogischen Slogan: „Die Kinder sind da abzuholen, wo sie stehen“, und natürlich haben sie viele Fähigkeiten, Fertigkeiten, Haltungen und Fragen im Kindergarten und in dieser Lebensphase erworben.
Aber der Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten durch die Kinder, mit Unterstützung der Pädagogen darf nicht nur im Hinblick auf die Schulvorbereitung geschehen. Eine solche Haltung würde die ersten sechs Lebensjahre auf eine Zeit reduzieren, die dazu dient, Dinge zu erlernen, die für den Eintritt in die Grundschule wichtig sind.
Kinder lernen in den Kindergartenjahren, sich sozial zu organisieren, Handlungsschritte zu entwerfen, Fragen problemorientiert zu stellen und Problemlösungen zu finden.
Dies aber nicht als Vorbereitung für die Schule, sondern weil dadurch eine weitere Entwicklung hin auf menschliche Autonomie stattfindet. In der Grundschule lernen sie Lesen, Schreiben, Rechnen und systematisches Arbeiten. Aber nicht, um sich auf die weiterführende Schule vorzubereiten, sondern weil sich auch damit weitere menschliche Verselbstständigung vollzieht.
Diese Bilder lassen sich immer weiterführen, bis ins hohe Menschenalter.
Unsere Vorschulkinder („Schubidus“) treffen sich einmal wöchentlich, gruppenübergreifend am Vormittag. Die Inhalte des Schubidu-Treffens beziehen sich auf die ganzheitliche Entwicklung der Altersgruppe. Die Kinder sollen lernen, für sich selbst und ihre Materialien Verantwortung zu übernehmen. Wichtig ist uns auch, dass Kompetenzen erworben werden, die in Hinblick des Schulbesuches verstärkt im Fokus stehen, wie z.B. Verkehrserziehung und Ausflüge, die auf den erweiterten Erfahrungsschatz der Vorschulkinder aufbauen. Dabei ist es uns besonders wichtig, die Neugierde der Kinder auf die Schule und vielfältige Wissensfelder zu wecken.